Vita

 

Pepe Kremer 

geboren 1960 in Venezuela
aufgewachsen, Schulzeit, Buchdruckerlehre im Südschwarzwald
Zivildienst in Rosenheim / Oberbayern
Schreinerausbildung
Leitung der Produzentengalerie Couleur in Rosenheim
Inhaber der Schreinerei Buntwerk in Stephanskirchen
verheiratet, 4 Kinder

Einzelausstellungen:

Werkgalerie Hochwart, Insel Reichenau (2016)

Kunstverein Ottobrunn (2019)

Goldschmiede Fiedler, Murnau (2019)

AK68, Wasserburg, Ganserhaus, (2021)

Beteiligungen:

Große Mitgliederausstellungen, AK 68, Wasserburg, 2017, 2019, 2022

Mitglied Galleri SoHo, Malaga


Texte, Irrungen und Wirrungen

 

 

 

 

Ohne Dach

 

- ohne Küche

- ohne Bad

- ohne Schutz

 

- ohne Strom

- ohne Wasser

- ohne Heizung

 

in Kälte

in Hitze

in Regen

 

- ohne Hilfe

- ohne Zukunft

- ohne Hoffnung

 

... ohne Scham

 

 

29.09.2022

 

 

 


über-fluss

Unerreichbar liegen die Verlockungen des schnellen Glücks vor uns in den Auslagen des Konsums und scheinbar hat der Stapel Toilettenpapier das Prestigerennen gegen die Louis- Vuittoun– Tasche gewonnen – Ratio gegen Emotion – harte Zeiten !

Welch Luxus – eine Umarmung, ein Telefonat, eine freundliche Begegnung, ein Spaziergang im Grünen und welch bescheidene Beschränkung des Überflusses.

Was kann es für eine Belohnung sein, wenn wir erfahren, was Wert bedeutet. Wert ist eine individuelle Skala, Abwägung der eigenen Bedürfnisse und Ansprüche, Wert ist die eigenen Standortsuche und damit Festlegung der Perspektive. Wert hat auch seinen Preis, aber geringe Kosten!

Wir leben im Überfluss der Angebote und ertrinken in den Chancen, wir kämpfen im Fluss, der uns dahin treibt, wo wir nicht enden wollen. Wir ließen uns treiben und beruhigten uns mit dem Treiben der Anderen. Das Rauschen der Strömung machte uns taub für die Schreie nach Halt und Pause und die großen Träume zogen unerfüllt am Ufer vorbei und es blieb nur die Hoffnung auf das Meer.

Nun, in der Stille, erstehen die Träume und schreiben uns Worte ins Gewissen und wir pendeln zurück und nach vorn. Wir haben unsere Träume geopfert mit wenig Scham und viel Entschuldigung – die Masse entschied und wir schwammen mit – wir waren im Fluss.

Die Zeit heilt keine Wunden, wenn wir uns weiter verletzen und immer noch über die Kiesel schrammen wollen.

Jetzt sollte ich meine Träume deuten und überprüfen was ich für sie tue. Erst dann sind sie Wert und können für Andere Beispiel für Neues sein und mein Fluss zur Quelle werden.

Wir sind für den Andern, der Andere - es ist unsere ganz persönliche Entscheidung, wie sich der Andere auf uns beruft – als eine Ausrede für seinen Stillstand oder als Bestärkung seiner eigenen Träume. Doch vielleicht erst am Meer werden wir merken, wer den feinen Sand spüren will, die großen Wellen bewundert, sich hinter den Horizont sehnt oder den Sonnenuntergang liebt, aber wir können vielleicht gemeinsam am Strand stehen, voneinander die Vorlieben lernen und den Augenblick genießen.

Wir sollten nicht müde werden, für eine andere Welt Lobbyarbeit zu betreiben.

Es gibt so vieles, was momentan neu gedacht werden kann/muss, Strömungen und Verwurzelungen entstehen, Positionen (auch eigene) verschieben sich - wie oft hat man sich gefragt, was passieren muss, dass die Menschen zur Vernunft kommen – welch tragischer Anlass für einen Neubeginn (ists nicht immer so?) !

Ja, der Boden bebt und wir können jetzt nur auf unsere persönlichen Fundamente hoffen, die wir bis jetzt gemauert haben und offen für neue tragfähige Verbindungen werden.

Sicher werden bald viele am Start stehen und neue Wege für ihre Ziele sehen, ich hoffe aber (optimistisch), dass die Mehrheit aus den Erfahrungen dieser Katastrophe humanere Schlüsse zieht. Doch wir sollten an die neuen Möglichkeiten glauben, Visionen entwickeln und dafür werben, bevor die alten Seilschaften ihre Maschinerien wieder anwerfen.

Vielleicht können wir auch am Ende und endlich zeigen, dass wir aus unserer (hässlichen) Geschichte gelernt haben – Profiteure gehen wohl immer als Gewinner aus Krisen hervor, doch die die Feindbilder überwinden, Courage zeigen und Empathie und Solidarität leben werden als die Gerechten Vorbild sein.

Und wenn wir uns jetzt nicht, nach unseren Möglichkeiten, mit denen solidarisieren, die vor dem Nichts stehen, werden wir sie schmerzlich vermissen wenn die Normalität wieder Tritt fasst: den kleine Laden vis-a-vis, die Kneipe am Eck, das Theater am Platz, das Kino, die Künstler, den Musiker, den Nachbarn.

Und mit Engagement, Glück und Zuversicht können wir vielleicht die Goldenen Zwanziger Jahre feiern !

 

17.02.21

 

 


Über-gewicht

Wenn Mehrheitsverhältnisse in einer Demokratie durch obskure und gewaltbereite Kräfte ins Wanken gebracht werden, gilt es, nicht die Sache an sich, sondern die Demokratie radikal zu verteidigen und zu schützen.

Es verdienen – immer – auch die besonderes Ansehen, die sich in einer Minderheit befinden, sofern ihr Handeln und Denken auf ethischen Grundpfeilern steht. Sie können, wie auch die Mehrheit, Antrieb für Entwicklung und Fortschritt sein, sie können aber auch genauso Beispiel für Fehler und Irrweg sein.

Demokratie kann nie zur vollständigen Zufriedenheit in einer Sache führen, aber für eine Sache ist sie letztlich dennoch die einzige Möglichkeit Anerkennung und Wirklichkeit zu finden.

 

Eine demokratische Entscheidung wird nicht durch Mehrheiten richtig und Logik ist nicht immer folgerichtig und so bleibt nur, brennend und mit Herzblut, unmissverständlich für eigene Überzeugungen einzutreten und dabei mit Einsicht und Respekt den humanistischen Umgang miteinander zu achten.

 

18.10.20

 

 


HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !!!

Seit dieser Woche zählen die Kunstvereine zum „Immateriellen Kulturerbe der Unesco“.

Ich ging auf den Balkon und klatschte zum Glückwunsch und der Anerkennung in die stille Nacht ( - imaginär, natürlich, wie beim letzten Mal, als Klatschen und Dankesagen als Lob genügen musste und verhallte).

„Ein Kernstück des Unesco-Übereinkommens von 2007 über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen schafft eine völkerrechtliche Grundlage für das Recht aller Staaten auf eigenständige Kulturpolitik und die Pflicht regulatorische und finanzielle Maßnahmen zu ergreifen diese Vielfalt zu schützen“ – na denn Prost !!

Viel größer kann die Diskrepanz zwischen dem Anspruch eines „Kulturlandes“, mit Verweis auf die alten dichtenden, philosophierenden, komponierenden/musizierenden und malenden Recken der Vergangenheit und dem aktuellen Umgang mit Kunst – und Kulturschaffenden – hoffentlich – nicht werden.

Dabei fußt diese Missachtung schon auf dem Missverständnis von Kultur. Die „immaterielle“ Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen und individuellen (In-)fragestellungen, das Anstoßen neuer Sichtweisen, das Schaffen anderer Wege sind Grundlagen für Traditionen und Zukunft und eine wichtige Aufgabe der Kultur. Das kommerzielle Ansehen der Kulturschaffenden als Unterhalter oder Megastar ist hierbei ein unzureichender und irreführender Maßstab für die tatsächliche Bedeutung. Vielmehr ist Kunst und Kultur (auch in der Vielfältigkeit der Mittel und der Güte) ein unverzichtbares Gegengewicht zu anderen Strömungen und das Abtun als elitäres Getue oder überflüssige Privatsache würde sich bald rächen.

 

Zusehens wird erkannt wie die giftigen Sprechblasen der Rechten und Hetzer, in kleinen Dosen, Teile der Gesellschaft verändern und so muss der Beitrag der Kultur als unüberhör- und sehbarer Ausgleich, wenn auch in homöopathischen Abreichungen, dringend Anerkennung und Unterstützung erfahren, denn es geht nicht (nur) um Unterhaltung, Zerstreuung und Spaß, sondern auch darum in neuen Zeiten eine neue humanistische, solidarische Haltung zu finden.

 

04.04.21

 

  


 

 

Die Rentnergang zieht los

Und sprüht

-keine Macht für Niemand-

Nachts an die Rathauswände

 

-wäre vielleicht eine nette Filmkomödie

Oder der Anfang eines Münsteraner Tatorts.

(Aus den Züricher Protesten entstand damals zumindest das geforderte Autonome Jugendzentrum.)

 

Die friedlichen und gewaltsamen Proteste, Hausbesetzungen und Anti AKW-Bewegungen haben sicher die Grenzen und das Bewusstsein für Demokratie entscheidend verschoben. Das Solidarisieren und Widersetzen gegen die Interessen der „ Mächtigen“ und des Kapitals hat damals ganz neue gesellschaftliche, relevante Kräfte in unterschiedliche Richtungen freigesetzt und etabliert.

 

Die großen Träume von damals sind natürlich von der Realität überrollt worden

doch haben Träume nicht immer etwas unrealistisches und dennoch eine große Kraft

 

Vielmehr habe ich das Gefühl die (globale) Entwicklung ist nach wie vor ein Balanceakt zwischen den heutigen Wertmaßstäben ( Trumpisierung, Neoliberlisierung) und den gestrigen Idealen. In so fern ist aus der Asche von damals schon noch Entscheidendes, Wichtiges übrig

Und so würde ich mir eine abgeschiedene, unentdeckte Ecke suchen

Und sprühen

 

Alle Macht für Phönix !!

 

 



Zamm'hoid'n funktioniert momentan ja super - der Westen hält gegen Russland zusammen, die Geimpften gegen die Ungeimpften, Leberkäs gegen russischen Zupfkuchen....

Ist es denn so schwer zu verstehen für was wir zusammenstehen müssen, ist es so schwer als Menschheit zusammen zu rücken und uns die Hände zu reichen, ist es so schwer aus Vergangenheit zu lernen.

Und es ist zum Schreien wie wir mit dem Zusammenhalt umgehen und z.B. offensichtlich nicht verstehen, dass das russische Volk einer unserer wichtigsten Verbündeter werden kann (und muss). Und gerade wenn der Gedanke "Wandel durch Handel" gescheitert ist brauchen wir eine andere empathische, humanistische, freundliche Grundlage zur Kooperation und künftig Koexistenz mit den Völkern (weltweit). Und dazu gehört natürlich auch (rechtzeitig) entschiedener und in aller Deutlichkeit gegen Unterdrückung, Gewalt und Ungerechtigkeit vorzugehen.

 

 


Zugegeben, ich bin weder gesundheitlich, wirtschaftlich und emotional Opfer von der momentanen Krise. Zugegeben, bin ich wohl Idealist und Optimist und zugegeben, vertraue ich weitgehend auf mein Bauchgefühl und den Verknüpfungen meiner Beobachtungen mit meinen Gedanken. Zugegeben, ist meine Sicht genauso geprägt von meinem Umfeld, meinem Horizont, meinen Erfahrungen, meinem Wollen, meinem Festhalten an eingeschlagenen Wegen und Mustern – wer könnte sich davon befreien? Was ich jedoch verinnerlicht habe ist der Blick auf die Dinge von 2 Seiten, so gut es mir (s.oben) möglich ist. Allzu oft sind diese Pole etwas verborgen, allzu oft lediglich Interpretationen, ein vages Abwägen der Möglichkeiten und das Multiplizieren von Halbwissen zu einem vermeintlich vollständigen Bild. Daraus entsteht für mich dennoch die Position für Rückblicke, Vorschauen und momentane Standpunkte.

Wir müssen uns in neuen Situationen orientieren, wie in einer fremden Stadt, schauen wo man steht, überlegen wo will man hin und eine Richtung einschlagen die dem eigenen Empfinden nach die Beste ist. Frage die Leute, schaue im Stadtplan (äh, Handy), wähle den direkten Weg, verschlungene, abenteuerliche Pfade, lasse Dich leiten vom Kompass, den Sternen, der Sonne – wieviele Möglichkeiten gibt es und wieviele Möglichkeiten erweisen sich auch als Irrweg.

Wir sind nun alle hinein geworfen in dieses Labyrinth und suchen den richtigen Leitfaden und den besten Umgang mit Unwissenheit, getrieben von individuellen Notwendigkeiten, Bedürfnissen und Hoffnungen. Welche Erfahrungen haben wir gemacht mit Hilflosigkeit und Vertrauen, mit eigenen Entscheidungen und den eigenen Zielen, um daraus das eigene Vorgehen ableiten zu können ?

Ich verbinde mit der Neuorientierung die Hoffnung auf eine Entwicklung zu einer humaneren, gerechteren, faireren, rücksichtsvolleren, empathischeren Weltgesellschaft, beginnend mit dem Nachempfinden der eigenen Motivationen, Ansprüchen und Umsetzungen. Und natürlich sind hier große Freiräume, die nicht konsequent, uneigennützig und umfassend aufgefüllt werden - wir brauchen genauso die Nachsicht mit Anderen und dem Eigenen wie das Zutrauen in die Anderen und dem Eigenen. So setze ich mehr darauf, dass der Andere aus seinem besten Wissen und Gewissen handelt so wie ich es für mich versuche. Ich setze auf das Vermächtnis von Mahatma Gandhi und Martin Luther King und den vielen anderen, die eingetreten sind um die Welt zum Guten hin zu verändern – ich glaube, die Botschaft aus den James Bond Filmen nicht, dass eine große Verschwörung mit dem Ziel von Reichtum und Weltherrschaft Motivation der Handelnden ist (mit ein paar Ausnahmen).

Aber trotz allem sind wir nicht gefeit vor Manipulation, Fehleinschätzung, Vereinnahmung. Das Werben um Gefolgschaft ist vielfältig und der Reiz groß in der Mehrheit das vermeintlich Richtige zu tun oder in der Minderheit heldenhaft nicht erkannte Weitsicht und Weisheit zu vertreten.

Jedem wird ermöglicht unterschiedliche Antworten auf gesellschaftliche Fragen zu finden und die Gewichtung nach individuellen Gesichtspunkten zu setzen. Als verantwortungsbewusst gilt der/die, der/die eine Vielzahl an Aspekten einer Frage gesammelt und für sich beantwortet hat. Hieraus erst sollte ein persönlicher Standpunkt entstehen. Meinungs – und (weitgehende) Handlungsvielfalt (und deren uneingeschränkte Verteidung) sind Grundpfeiler einer Demokratie und einer modernen Kulturgesellschaft. Das Suchen nach und Ringen um Mehrheiten für die eigenen Ansichten ist letztlich der trügerische Schluss, dass Mehrheit nicht irrt und den Kurs bestimmt.

Aber die Mehrheit UND die Minderheit hat jedwede Entwicklung erstmal mit zu verantworten

Verweigern wir uns denen, die unser Bestes wollen? Misstrauen wir denen, die von uns Opfer verlangen? Bereichern wir uns am Handeln der Großen? Verschwenden wir Energien an Ungewissheiten? Wachsen wir am Unmöglichen? Verzweifeln wir am Ungelebten?

Vielleicht ist es zu wenig für alle und zu viel für den Einzelnen, vielleicht ist es Anmaßung und Überschätzung stets im eigenen Leben das Richtige zu wollen und zu glauben vom kleinen Glück und dem kleinen Tun Bestand und Wahres ableiten zu können. Natürlich sind wir dem Selbst gegenüber nicht neutral deshalb sind die Kriterien und Maßstäbe fürs Eigene verschieden von denen für den Andern, deshalb kann Richtig in großer Dosis auch Falsch sein und Gutes wollen auch Schlechtes bewirken. Und so kann aus richtigem Erkennen dennoch falsches Handeln entstehen aber das Große hat immer im Kleinen begonnen und es liegt in der eigenen Verantwortung wie man für den Andern der Andere ist. 

 

28.11.21

 

 


 in Bergamo 2018 

 

Seen und Dörfer

- ganz friedlich und ruhig

Isolamonte

- hoch und mächtig - mitten im See

und von der Kirche ganz oben nur kleines Geglitzer im Wasser

und Bergamo, die neue Liebe, groß und bunt

und klein und eng

geschwätzig und laut

- Schauspiel in drei Akten

 

 

über Empathie 2020

 

... und es waren die Menschen,

vielleicht der eigenen Stimmung geschuldet,

die auf den drei Etagen der Stadt

Gelassenheit, Freundlichkeit und gegenseitige Zugewandtheit verströmten

- ein würdiges Weltkulturerbe !

- und welche Tragödie 2020 für das Land und die Menschen, denen wir mehr als ein paar schöne Urlaubstage verdanken.

Empathie und Solidarität als gesellschaftliche Verbindungen sollten wir zum Weltkulturerbe erheben und leben